"Meine Zähne stehen zu eng!" - das hört der Kieferorthopäde sehr oft. Bei einem Engstand im Kiefer sind entweder die Zähne zu groß, der Kiefer zu klein oder bleibende Zähne sind nach vorn gewandert und engen den Platz für andere Zähne ein. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten einer Behandlung, wenn für einen Zahn mehr als 3mm Platz fehlen oder ein Schneidezahn mehr als 3mm aus der Reihe gedreht ist.
Ihr Kind hat einen Milchzahn zu früh verloren? Ursache für einen Engstand ist oft ein vorzeitiger Milchzahnverlust, denn Milchzähne haben eine Platzhaltefunktion. Bei vorzeitigem Verlust eines Milchzahnes ist die Zahnreihe nicht mehr abgestützt und die anderen Zähne rücken nach vorn in die Lücke. Die bleibenden Zähne, die dann noch kommen wollen, haben nicht genug Platz. Sie stellen sich verschachtelt in die Zahnreihe oder sind evtl. sogar im Knochen eingeklemmt. Wenn also ein Milchzahn frühzeitig durch Karies verlorengeht, sollten sie ihren Kieferorthopäden aufsuchen, damit eine kleine herausnehmbare Klammer, ein sog. Lückenhalter, eingesetzt werden kann, der die Lücke für die bleibenden Zähne offen hält. Diese lose Zahnspange muss nur in der Nacht getragen werden und übt keinen Druck auf die Zähne aus, da diese nur gehalten und nicht bewegt werden.
Bei zu schmalen Zähnen oder einem zu breiten Zahnbogen können Lücken in der Zahnreihe entstehen. Eine Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen kann auch von einem tief ansetzenden Lippenbändchen kommen. Weitere, mögliche Gründe sind ein zu starker Zungendruck bei einer schwachen Lippenmuskulatur oder Daumenlutschen, weil dadurch die Schneidezähne nach vorn in einen größeren und damit lückigen Zahnbogen gedrückt werden.
Gedrehte (=rotierte) Zähne können den Zusammenbiss stören, da sich durch den Schiefstand die Zähne von Ober- und Unterkiefer eventuell nicht mehr sauber treffen.
Zudem kann die Zahnreihe durch einen rotierten Zahn instabil werden. Ein gedrehter Zahn benötigt im Frontzahnbereich weniger Platz. Die entstehende Lücke wird aber meist dadurch geschlossen, dass die Seitenzähne nach vorn wandern. Dadurch gerät eventuell der gesamte Zusammenbiss aus den Fugen. Wenn man den gedrehten Zahn dann wieder gerade stellen möchte, fehlt es an Platz. Man muss dann alle Seitenzähne wieder nach hinten schieben, was eine sehr schwierige, kieferorthopädische Bewegung ist.
Lücken entstehen auch, wenn bleibende Zähne von Geburt an gar nicht angelegt sind, d.h. sie fehlen komplett.
Häufig betroffen sind die oberen seitlichen Schneidezähne (auf dem Foto links oben) und die zweiten kleinen Backenzähne. Manchmal ist der gegenüberliegende Zahn - wie hier rechts auf dem Foto - dann unterentwickelt. Bei den Schneidezähnen heißt so ein unterentwickelter Zahn wegen seiner Form "Zapfenzahn".
Meist bleibt der entsprechende Milchzahn länger erhalten, aber spätestens mit 25-35 Jahren geht auch er meist verloren. Dann muss die Zahnlücke mit Zahnersatz versorgt werden. Manchmal ist aber auch ein anderer Weg sinnvoll: Je nach Aufbau des Gebisses kann man die Zahnlücke mit Zahnspangen schließen. Das heißt, man bewegt die Nachbarzähne mit Zahnspangen in die Lücke, so dass später kein künstlicher Zahn eingesetzt werden muss. Auch wenn die Zahnreihe dann um einen Zahn kürzer ist, kann man noch hervorragend kauen und beißen.
Verlagert nennt man einen Zahn, der schon im Knochen extrem schief liegt.
Oft sind die oberen Eckzähne betroffen, die so schief im Kiefer liegen, dass sie nicht alleine den Weg in die Zahnreihe finden. Manchmal hilft eine Entfernung des Milcheckzahns, der nicht weichen will und den Durchbruch behindert. Oft reicht das aber leider nicht aus und der verlagerte Zahn muss operativ freigelegt und dann mit Zahnspangen an die richtige Stelle gezogen werden.
Diese Patientin hat im Unterkiefer sogar noch eine Nichtanlage von Zahn 35. Der kürzere Zahn auf dem Röntgenbild unten rechts ist noch ein Milchzahn.