Herausnehmbare Zahnspange

Unterschied herausnehmbare - feste Zahnspange

Mit herausnehmbaren Zahnspangen kann der Kieferorthopäde einzelne Zähne in verschiedene Richtungen bewegen oder auch nur verhindern, dass sie in eine falsche Richtung wandern. Im Gegensatz zu einer festen Zahnspange können Zähne aber nur kippend bewegt werden. Eine lockere Zahnspange kann nur gegen die Zahnkronen drücken und damit den Zahn kippen. Bei einer festen Klammer sind die Bewegungen wesentlich kontrollierter, da der ganze Zahn mit Zahnwurzel durch den Knochen bewegt werden kann.

Eine weitere große Aufgabe von losen Zahnspangen ist die Behandlung von Kieferfehlstellungen. Während des Wachstums kann man mit sogenannten funktionskieferorthopädischen Geräten das Wachstum der Kiefer fördern bzw. hemmen. Bei einer Unterkieferrücklage wird z.B. das Wachstum des Unterkieferknochens nach vorne gefördert und damit auch das Zusammenbeißen der oberen und unteren Zähne verbessert. Deswegen ist auch der Zeitpunkt einer kieferorthopädischen Behandlung wichtig: Körperwachstum, das schon abgeschlossen ist, kann nicht mehr gefördert bzw. gehemmt werden. Das heißt, bei einem Patienten, der erst mit 12 bis 14 Jahren zu uns kommt, ist eine solche Therapie meist nicht mehr möglich.

Tragezeit von herausnehmbaren Zahnspangen

Herausnehmbare Zahnspangen sollen meist nachmittags und nachts getragen werden, d.h. täglich 14-16 Stunden! Besonders wirksam sind dabei die Tragestunden am Tag, da in dieser Zeit durch Sprechen, Schlucken und aktives Zubeißen mehr Kieferbewegungen stattfinden als in der Nacht und die lockere Zahnspange dadurch besser wirkt. Anfängliche Probleme beim Sprechen und Schlucken verschwinden schnell. Lose Zahnspangen sollen auch während der Ferien und, wenn möglich, bei Krankheit getragen werden, da sonst der bisherige Behandlungserfolg innerhalb weniger Tage zunichte gemacht werden kann. Bitte sprechen Sie uns auf solche Ausnahmesituationen an. Beim Essen und beim Sport soll die herausnehmbare Zahnspange nicht getragen werden. In der Schule kann sie getragen werden, wenn die Aussprache es zulässt.

Reinigung der herausnehmbaren Zahnspange

Die Reinigung der losen Klammer erfolgt außerhalb des Mundes mit Zahnbürste und Zahnpaste, gelegentlich kann auch verdünnter Haushaltsessig verwendet werden. Wird die lockere Zahnspange nur kurz herausgenommen, empfehlen wir, sie wenigstens mit Wasser abzuspülen. Am besten ist Klammer im Mund aufgehoben, denn dort wirkt es. Wird die herausnehmbare Zahnspange nicht getragen, sollte sie in einer Klammerdose aufbewahrt werden. Eine Aufbewahrung in Wasser ist nicht nötig. Wenn an der Klammer ein Draht gebrochen ist oder andere Probleme auftreten, rufen Sie uns bitte sofort an, damit wir schnell helfen können.

BEISPIELE - Herausnehmbare Zahnspangen

Einzelplatte

Die Einzelplatte ist eine herausnehmbare Zahnspange für einen Kiefer, die aus einer Kunststoffplatte mit Halteelementen aus Draht besteht. Neben den Halteelementen gibt es aktive Elemente, die Zähne in verschiedene Richtungen bewegen können. Diese Elemente können aus Drähten gebogen werden oder auch kleine Schrauben sein, die der Patient verstellen kann. Die Einzelplatte kann unter anderem Schneidezähne nach vorn oder hinten bewegen und auch drehen, einen Zahnbogen leicht erweitern und Backenzähne leicht nach hinten bewegen. Die Tragezeit während der aktiven Bewegung beträgt meist 16 Stunden, d.h. nachmittags und nachts.

Bestimmte Bewegungen kann der Kieferorthopäde mit herausnehmbaren Geräten jedoch nicht erreichen wie z.B. Drehungen von Seitenzähnen oder Bewegung von Zähnen mit der Zahnwurzel, ohne dass die Zähne kippen. Das kann nur eine festsitzende Zahnspange.


Die Einzelplatte ist auch ein typisches Stabilisierungsgerät am Ende einer kieferorthopädischen Behandlung. Sie verhindert dann, dass Zähne wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückrutschen.

Aktivator

Ein Aktivator ist ein sogenanntes bimaxilläres Gerät, d.h. die Zahnspange wirkt zeitgleich für Ober- und Unterkiefer. In unserer Praxis für Kieferorthopädie wird ein Aktivator sehr häufig eingesetzt, da er eine Unterkiefer-Rücklage und damit einen großen Abstand zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen verbessern kann. Dabei wirkt die herausnehmare Zahnspange sehr sanft, da die Bewegungen ganzheitlich von den Muskeln des Patienten unterstützt werden. Bei vielen Patienten liegt der Unterkiefer zu weit hinten - von außen sichtbar an einem zurückliegenden Kinn. Optisch wirkt es oft so, als stünden die oberen Schneidezähne stark vor und diese Fehlstellung behebt der Aktivator.

Außerdem kann ein Aktivator auch ein weites Übereinanderbeißen der Frontzähne beheben. Normalerweise sollen die oberen Schneidezähne die unteren um 2-3 mm überlappen. Bei Patienten mit einem starken Tiefiss sieht man bei Zubiss allerdings fast gar nichts von den unteren Zähnen, weil sie zu weit übereinander beißen.

Der Aktivator wird so gebaut, dass der Unterkiefer mit dem Gerät in die ideale Position gelenkt wird - horizontal und vertikal. Bei guter Tragezeit von 16 Stunden am Tag wachsen der Unterkiefer und die umgebenden Muskeln in diese ideale Position. Dadurch wird das seitliche Zusammenbeißen der Zähne und auch der Abstand bei den Frontzähnen deutlich verbessert. Eine solche Wirkung erreicht man allerdings nur während der Wachstumsschübe der Patienten, d.h. idealerweise zwischen dem 9. bis 12./13. Lebensjahr.

Invisalign - durchsichtige Schienen


Eine fast unsichtbare Korrektur von Zahnfehlstellungen ist mit durchsichtigen Schienen, sog. Alignern, möglich. Wir haben seit 2004 die Zertifizierung für die Firmen Invisalign und Orthocaps. Eine Behandlung, die sich vor allem für Jugendliche und Erwachsenene eignet, da die Schienen nicht beim Sprechen stören und daher auch während Ausbildung, Studium oder Beruf getragen werden können.

Zur Herstellung der Schienen nimmt der Kieferorthopäde einen sehr exakten Abdruck Ihrer Zähne. Von dieser Abformung wird ein Scan erstellt, um ein virtuelles Modell Ihrer Zähne im Computer zu erhalten. Mittels einer hoch spezialisierten Software planen wir dann digital die Zahnbewegungen. Dabei erhält man eine Videosimulation Ihrer Zahnbewegungen, den sogenannten Clincheck, anhand dessen dann die Schienen hergestellt werden. Man trägt eine Schiene für jeweils 10-14 Tage und wechselt dann auf eine neue Schiene. Jede Schiene bewegt die Zähne ein Stückchen mehr in die richtige Position. Je nach Ausmaß der Fehlstellungen trägt man insgesamt 10 Schienen oder auch bis zu 50-60 Schienen.

Eine ausführliche Beschreibung der Behandlung mit Invisalign finden Sie hier.

Vorschubdoppelplatte


Sie ist eine Kombination aus einer oberen und einer unteren Einzelplatte. Sie wirken aber zusammen, da zwei Führungssporne an der oberen Klammer in eine Führungsschiene an der unteren Klammer beißen und zwar so, dass der Unterkiefer dabei nach vorne und zur Mitte gleitet. Die gesamte Knochen- und Muskelentwicklung soll so gefördert werden, dass eine Rücklage des Unterkiefers korrigiert wird. Dieses Gerät sieht "gefährlicher" aus als es ist, da die Drähte beim Zusammenbiss direkt hinter der unteren Klammer zu liegen kommen und sich dabei nicht wie zu befürchten in die Zunge bohren.

 

Funktionsregler nach Prof. Fränkel Typ III

Ein Funktionsregler ist ein sehr wirkungsvolle Zahnspange für Patienten, deren Oberkiefer unterentwickelt ist und zu weit hinten liegt oder die ein zu starkes Unterkieferwachstum haben. Eine solche Fehlstellung erkennt man häufig an einem vorstehenden Kinn. Im Mund beißen die oberen Schneidezähne oft hinter die unteren im Kreuzbiss, also genau falsch herum.

Ein Funktionsregler setzt der Kieferorthopäde idealerweise mit dem Durchbruch der Schneidezähne, im Alter von ca. 6-9 Jahren, ein. Ein früher Behandlungsbeginn ist hier besonders wichtig, um rechtzeitig Einfluss auf das Wachstum der Kieferknochen zu nehmen. Die Zahnspange nutzt die Funktion der Muskeln und Weichgewebe und wirkt darüer auf das Wachstum von Ober- und Unterkiefer. Damit das funktioniert, sollte die Klammer möglichst 20 Stunden am Tag getragen werden.

Die Kunststoffteile im Oberkiefer haben einen Abstand von mehreren mm von Zähnen und Zahnfleisch. Dadurch wird dem Oberkiefer der Druck der umgebenden Weichteile genommen und er kann leichter wachsen. Gleichzeitig werden die Weichteile, besonders die Lippen, etwas unter Spannung vom Oberkiefer weggezogen, was einen Wachstumsreiz auf den Knochen auslöst. Über Drähte werden die oberen Schneidezähne nach vorne bewegt. Umgekehrt ist es im Unterkiefer: Hier liegt das Gerät überall eng an, um das Wachstum des Unterkiefers zu hemmen.