Mit durchsichtigen Schienen von Invisalign, sog. Alignern, kann der spezialisierte Kieferorthopäde Zähne fast unsichtbar bewegen. Daher auch der Name "Invisalign", von englisch invisible = unsichtbar und to align = auf eine Linie bringen.
Die Schienen werden nach digitaler Planung der Zahnbewegungen durch den Kieferorthopäden mit einer speziellen Software computergesteuert hergestellt und müssen diszipliniert ca. 20 Stunden am Tag getragen werden.Alle 10-14 Tage wird eine neue Schiene eingesetzt, die jeweils etwas Kraft und damit Bewegung auf die Zähne bringt. Eine gute Tragezeit ist sehr wichtig, damit die Bewegung auch wirklich auf die Zähne übertragen wird.
Eine Aligner-Behandlung ist besonders bei Jugendlichen und Erwachsenen beliebt, da die Schienen auch während Ausbildung, Studium oder Beruf getragen werden können, denn sie sind kaum sichtbar und stören nicht beim Sprechen.
Auch die Zahnpflege ist problemlos möglich, da es sich bei Invisalign um eine herausnehmbare Zahnspange handelt. Zum Essen und Trinken werden die Schienen herausgenommen - Wasser darf mit den Alignern getrunken werden.
Wie Sie auf dem Foto unten sehen, habe ich die Aligner von Invisalign selbst ausprobiert und den Engstand meiner Schneidezähne korrigiert. Es hat funktioniert!
Wir haben schon seit 2004 die Zertifizierung für die Firmen Invisalign und Orthocaps und sind seitdem auf diese Behandlung spezialisiert.
Zur Erstellung eines Heil- und Kostenplanes werden nach klinischer Untersuchung des Patienten zunächst Alginatabdrücke für Gipsmodelle, Röntgenbilder und Fotos des Gesichts und der Zähne gemacht. Ein Teil der Kosten kann nur geschätzt werden, da erst nach genauer Videosimulation der Zahnbewegungen (Clincheck) klar ist, wie viele Attachments geklebt werden und ob und wie viele Zähne verschmälert werden müssen (siehe weiter unten).
Die eigentliche Behandlung beginnt dann mit einem sehr detaillierten Abdruck der Zähne aus Silikon (Foto). Dieser wird an die Firma Align Technology (Firma, die Invisalign herstellt) verschickt und eingescant. Man erhält dadurch ein virtuelles Modell Ihrer Zähne im Computer, mit dem der Kieferorthopäde die weitere Planung machen kann.
Mittels eines hochauflösenden Scanners wird aus dem Silikonabdruck ein Scan und damit ein virtuelles Modell im Computer hergestellt. Hier der Scan der Anfangssituation unserer Patientin Anna (Name geändert).
Diesen Scan kann sich der Kieferorthopäde dreidimensional aus allen Richtungen anschauen, im Zusammenbiss von vorne, seitlich oder hinten und auch die obere und untere Zahnreihe einzeln.
Mit Hilfe einer sehr speziellen Software werden dann am Computer die Zahnbewegungen geplant. Align Technology macht einen ersten Vorschlag zur Bewegung der Zähne nach den Anweisungen des Kieferorthopäden, der online genau übermittelt, welche Zähne wie bewegt werden sollen, mit welchen Mitteln Platz geschaffen werden soll und welche Besonderheiten der Fall hat. Der Kieferorthopäde erhält dann eine Videosimulation der Zahnbewegungen, den sogenannten Clincheck. Dieser wird dann vom Kieferorthopäden überprüft und optimiert.
Mit Hilfe der Software kann der Kieferorthopäde jeden Zahn in jede Richtung bewegen und auch der Weg zum Endergebnis spielt dabei eine große Rolle. Man sollte nicht alle Zähne auf einmal bewegen, da entstehende Gegenkräfte dann nicht abgefangen werden können und die gewünschten Bewegungen misslingen. Der Arzt muss auch beurteilen, ob die vorgeschlagenen Bewegungen am Patienten überhaupt möglich sind. Wichtig sind dabei unter anderem Richtung und Ausmaß der Zahnbewegungen, Zustand der Zähne und des Parodontiums (Knochen und Zahnfleisch um den Zahn herum) und natürlich der Wunsch des Patienten, was bewegt werden soll.
All das verlangt viel Erfahrung des Kieferorthopäden. Daher raten wir dringend von einer Behandlung à la "coffee to go" ab, wie sie zurzeit häufig im Internet angeboten wird. Die Einschätzung des Kieferorthopäden, der den Patienten in der Praxis untersucht hat, ist für den Erfolg der Behandlung sehr wichtig.
Um die Zahnbewegungen noch kontrollierter zu machen, plant der Kieferorthopäde auf bestimmten Zähnen, kleine "Kunststoffknubbel", sogenannte Attachments, die auf die Zähne geklebt werden. Es sind kleine Erhebungen in sehr unterschiedlicher Form, die den Halt der Aligner verbessern oder die Kraft in einer definierten Richtung auf die Zähne übertragen. Der Kunststoff ist aus einem Material, aus dem auch Zahnfüllungen gemacht werden, und lässt sich nach der Behandlung problemlos wegpolieren.
Auch hier ist die Erfahrung des Behandlers sehr wichtig, nämlich zu entscheiden, auf welchen Zahn, an welche Stelle, welche Form des Attachments kommt. Die Attachments sind zahnfarben und fallen im Mund kaum auf. In unserem Clincheck sind die Attachments rot eingezeichnet.
Eine der häufigsten Fehlstellungen ist der Engstand. Um Platz für eine Ausformung des Zahnbogens zu schaffen, kann man den Zahnbogen erweitern. Dieses geht aber nur in einem geringen Ausmaß und ist stark rückfallgefährdet. Je nach Zusammenbiss kann man auch Zähne nach hinten bewegen, aber auch das hat seine Grenzen.
Daher bleibt manchmal nur die Möglichkeit, Zähne leicht zu verschmälern, um Platz zu schaffen und das nennt man approximale Schmelzreduktion. Die äußere Schicht des Zahnes besteht aus Schmelz und der wird bei dieser Maßnahme vom Kieferorthopäden durch dünne Scheiben und Schmirgelstreifen reduziert. Dabei werden nur 0,1-0,2mm vom Zahn entfernt, aber wenn man dieses an mehreren Zähne macht, bringt es einiges an Platz. Manchmal kann man damit auch ungleichmäßig geformte oder unterschiedlich breite Zähne korrigieren.
Eine Betäubung ist dafür nicht nötig, die Behandlung ist nicht schmerzhaft. Natürlich geht Zahnsubstanz verloren und die äußere Schicht des Zahnes wird zunächst verletzt. Wir nehmen aber so wenig Zahnsubstanz weg, dass keine erhöhte Kariesgefahr besteht. Auch bei mir hat meine Kollegin einige Zähne leicht verschmälert. Die Zähne werden danach gut poliert und fluoridiert, so dass sie laut einer Studie oft sogar glatter sind als vorher.
Hier hat Anna ihre ersten Aligner von Invisalign im Mund.
Bislang sind nur im Unterkiefer Attachments geklebt worden. Im Oberkiefer machen wir dies meist in der zweiten Sitzung, damit der erste Termin, an dem wir den Clincheck und den Umgang mit den Alignern erklären, nicht so lange dauert.
Anna ist ein sogenannter Invisalign Lite-Fall, bei dem die Anzahl der Aligner auf 14 Stück begrenzt ist. Die Behandlungszeit wird bei guter Tragezeit also ca. 5-7 Monate betragen. Wir beginnen mit einer Tragezeit pro Schiene von 14 Tagen. Wenn die Bewegungen gut funktionieren, kann man die Tragezeit je Schiene auf 10 Tage reduzieren. Da die Anzahl der Aligner begrenzt ist, ist auch das Ausmaß der Zahnbewegungen begrenzt. Invisalign Lite eignet sich daher für leichtere Fehlstellungen.
Die Kosten einer Invisalign Lite Behandlung liegen zwischen 3000 bis 5000 Euro je nach Ausmaß der Begleitleistungen wie Anzahl der Attachments, an wie vielen Zähne eine approximale Schmelzreduktion nötig ist und ob in beiden Kiefern oder nur im Ober- oder Unterkiefer behandelt wird.
Bei größeren Zahnbewegungen muss man auf Invisalign Comprehensive umstellen. Mehr Zahnbewegung bedeutet auch eine höhere Anzahl an Schienen. Bei Invisalign Comprehensive ist die Anzahl an Alignern nicht begrenzt und kann je nach Fall auch 30-70 Schienen betragen. Das entspricht einer Behandlungdauer von 1,5-2 Jahren. Ein Comprehensive Fall ist natürlich auch mit höheren Kosten verbunden. Die Kosten können zwischen 5000 bis 7300 Euro liegen.
Alle Aligner der Behandlung werden von Invisalign direkt zu Beginn hergestellt. Für diesen Aufwand fallen zu Beginn der Behandlung größere Kosten an. Invisalign stellt uns eine Rechnung für die Aligner, die wir bezahlen müssen. Daher vereinbaren wir über diese Kosten direkt eine Anzahlung mit Ihnen.
Für Invisalign Lite Fälle liegt die Anzahlung zwischen 1000 und 1500 Euro, für Invisalign Comprehensive Fälle zwischen 2200 und 2500 Euro. Für die restlichen Kosten für Leistungen, die in unserer Praxis erbracht werden, können wir eine zinslose, monatliche Ratenzahlung verteilt über die Behandlungszeit vereinbaren.
Kontrollen beim Kieferorthopäden finden ca. alle 4-8 Wochen statt. Dabei wird der Behandlungsfortschritt beurteilt, der Sitz der Aligner überprüft, der Zustand der Attachments, ggf. werden Zähne verschmälert oder Attachments neu oder umgeklebt. Manchmal kann es sein, dass die Zähne nicht wie gewollt der vorgegebenen Bewegung der Aligner folgen. Oft liegt dieses an einer nicht ausreichenden Tragezeit. Wenn die Aligner zu schlecht sitzen, kann evtl. ein neuer Silikonabdruck mit neuem Clincheck und einer Anfertigung von neuen Alignern nötig werden. Das ist schade, aber erfolgreicher, als wenn man eine weitere Zahnbewegung mit schlecht sitzenden Schienen versucht.
Die Ergebnisse mit Invisalign sind erstaunlich, aber nicht immer wird das gewünschte Ergebnis mit dem ersten Satz Schienen erreicht. Manchmal ist ein Zahn doch noch etwas gedreht oder steht noch eng.
Dafür gibt es die Möglichkeit eines Refinements, einer Feineinstellung. Der Kieferorthopäde nimmt erneut Silikonabdrücke, erstellt einen weiteren Clincheck (Videosimulation der Zahnbewegungen) und es werden weitere Schienen hergestellt. Manchmal müssen dafür auch neue Attachments geklebt werden.
Die Kosten für die Schienen eines Refinements sind bei den komplizierteren Invisalign Comprehensive-Fällen auch für mehrere Feineinstellungen im Preis enthalten. Das heißt man kann immer wieder neue Schienen bestellen, wenn das gewünschte Ergebnis noch nicht erreicht ist.
Bei Invisalign Lite-Fällen sind nur die Aligner für zwei Feineinstellungen im Preis enthalten. Man kann also nach der normalen Behandlung noch zwei Mal bis zu 14 Schienen bestellen, um das Ergebnis zu erreichen. Ist man dann immer noch nicht zufrieden mit der Zahnstellung, kann man aber für ca. 135,-€ ein weiteres Set an Schienen bestellen.
Die Kosten für Maßnahmen in unserer Praxis wie einer neuer Silikonabdruck, die Erstellung des Clinchecks (der Videosimulation), mögliche weitere Attachments planen wir schon am Anfang im Behandlungsplan mit ein, können die Anzahl dieser Leistungen aber auch nur schätzen.
Wenn das gewünschte Ergebnis erreicht ist, sind wir mit den Zahnbewegungen fertig, aber die Zähne können wieder zurückrutschen. Daher ist die Retention, die Stabilisierung, extrem wichtig, denn die Zähne können sich ein Leben lang wieder zurückbewegen.
Meist lassen wir die letzten Aligner noch einige Wochen oder sogar Monate zur Sicherheit weitertragen bevor die Attachments entfernt werden. Eine Stabilisierung findet dann mit einfachen durchsichtigen Schienen statt, die nur noch nachts getragen werden, oder mit festsitzenden Retainern. Das sind Haltedrähte, die hinter die Frontzähne geklebt werden, um die Zähne im Bogen zu halten. Und man kann es nicht oft genug sagen: Die Zähne sollten ein Leben lang stabilisiert werden.